Ving Tsun

Was ist Ving Tsun

Ving Tsun ist ein chinesisches Kampfsystem, welches der Geschichte nach zwischen dem Ende des 17. und dem Anfang des 18. Jahrhunderts von einer Frau entwickelt wurde. Aus dem Bedürfnis heraus, das eigene Leben verteidigen zu müssen, wurden, unter strikter Berücksichtigung der Anatomie des menschlichen Körpers und physikalischer Gesetze, die benötigten Elemente entwickelt. Der Tatsache, dass eine Frau Ving Tsun entwickelt hat, verdanken wir es, dass die Priorität auf der Technik und nicht auf der rohen Muskelkraft liegt. Dies bedeutet nicht, dass Ving Tsun mit seinen schock artigen Techniken nicht knallhart ist. Lediglich wurde immer die Möglichkeit eines körperlich überlegenen Gegners berücksichtigt.

Nach vier Generationen kam Ving Tsun zu Yip Man, der bis zu seinem Tode 1972 in Hongkong unterrichtete.
Sein wohl bester Schüler und Kämpfer war Wong Shun Leung.
Wong Shun Leung Unterichtete auch Phillip Beyer.
Dieser brachte Ving Tsun nach Europa und gründete die VTKFAE (Ving Tsun Kung Fu Assoziation Europe).

Das System des Ving Tsun

Die Bewegungen des Ving Tsun sind für Anfänger sicherlich gewöhnungsbedürftig. Das System entbehrt komplett showträchtiger Bestandteile, wie sie etwa aus einschlägigen Filmen bekannt sind. Ving Tsun will auch nicht spektakulär aussehen und enthalt deshalb keine artistischen Elemente.
Wie bereits erwähnt, dient Ving Tsun lediglich dazu einen Kampf möglichst schnell und sicher zu beenden.
Das System ist logisch und nüchtern aufgebaut. Großer Wert wird auf die Sparsamkeit der Bewegungen sowie auf die Geradlinigkeit und Direktheit gelegt.
Auch wird berücksichtigt, dass es immer Gegner mit größerer Muskelkraft geben kann, deshalb verlasst man sich nicht auf Kraft, sondern auf Präzision.

Die Formen und Techniken

Das System des Ving Tsun besteht aus sechs Formen.

Drei Handformen

  • Siu Nim Tao
  • Chum Kiu
  • Biu Tze

Holzpuppenform

  • Mook Jan Chong

Waffenformen

  • Lok Dim Poon Kwan (Langstock)
  • Baat Cham Do (Doppelmesser).

Die erste Form, die Siu Lim Tao, ist eine Sammlung aller Ving Tsun-Bewegungen.
Im „ABC“ des Ving Tsun wird großen Wert auf den Stand, die Basis aller Bewegungen, gelegt.

Schon bald nach der 1. Ving Tsun Form beginnt der Schuler mit dem Chi-Sao-Training -auch die Seele des Ving Tsun genannt. Korrektes Chi Sao-Training entwickelt die Reflexe, Schnelligkeit und Zielstrebigkeit, die in einem Kampf nötig sind.

Die zweite Form, die Chum Kiu, beschäftigt sich mit Bewegungskombinationen Drehungen, Tritten und dem Schritt. Sie dient letztlich dazu, den Gegner mit den einfachsten Mitteln zu schlagen.

Die oft als Geheimform gehandelte 3. Form, die Biu Gee, wird vielfach als Angriffsform gelehrt, obwohl die Bewegungen völlig dagegen sprechen. Grundgedanke der Biu Gee ist die Meisterung von fast aussichtlosen Situationen.

Training an der Holzpuppe

Ving Tsun - HolzpuppeParallel mit dem Studium der Chum Kiu werden Bewegungen an der sogenannten Holzpuppe erlernt, welche unter anderem die Ablaufe der 2. Form unterstützen und perfektionieren.
Ein Teil der Holzpuppenform behandelt auch Techniken der 3. Form.
Weiter dient das Holzpuppentraining dazu, das Timing zu verbessern und nachteilige Kampfsituationen zu korrigieren.
Ein weiterer Schwerpunkt des Holzpuppentrainings liegt in der Einhaltung von Bewegungsgrenzen, die gerade bei schnellen gegnerischen Angriffen nie überschritten werden dürfen, um so einen optimalen Schutz beim eigenen Gegenangriff zu haben.

Einsatz von Langstock und Doppelmesser

Einsatz von Langstock im Ving TsunDer Unterricht mit Waffen, dem Langstock (Lok Dim Poon Kwan) und den Doppelmessern (Bat Cham Do), hat neben dem praktischen Einsatz auch positive Auswirkungen auf Ving Tsun selber.
So wird zum Beispiel der Stand, die Flexibilität und die Koordination sowie die spezielle Ving Tsun-Kraft verbessert.

Das Training mit dem Langstock beginnt schon relativ früh, wogegen der Unterricht mit den Doppelmessern erst beginnt, wenn der Schuler in der Lage ist, seine Armtechniken wirkungsvoll einzusetzen und vollständig zu kontrollieren.

Das Zentralinienprinzip sowie die daraus resultierende Schritttechnik unterscheidet sich wesentlich von dem Prinzip, welches in den Formen gelehrt wird. Würde ein Schüler zu früh mit der speziellen Schritttechnik und dem Prinzip der Messertechnik konfrontiert, müssten negative Folgen auf sein Ving Tsun befürchtet werden.

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